Mit Urlaubsspenden Zeit für Beschäftigte schaffen
Beschäftigte: 160
Standorte: Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz)
Branche: Forschung
Was?
Möglichkeit für die Mitarbeitenden, ihre Urlaubstage an Beschäftigte mit Pflegebedarf zu spenden.
Warum?
Das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Pflege hat das Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe GmbH schon länger im Blick: Die Verantwortlichen sind sensibilisiert und haben bereits einige Einzellösungen für betroffene Beschäftigte geschaffen. Dabei geht es meist um mehr Flexibilität in Bezug auf die Arbeitszeit oder den Arbeitsort. In einem Termin mit einem Pflegeberater wurden die größten Herausforderungen für die Pflegenden präzisiert. Die finanzielle Absicherung in der Pflegezeit ist das größte Problem für pflegende Personen – insbesondere in der Anfangsphase, wo alles organisiert werden muss. Als öffentliche Einrichtung ist eine direkte Lohnfortzahlung rechtlich nicht möglich. „Die Initialzündung für das Angebot, Urlaubstage zu spenden, war dann ein Gespräch mit meinem Nachbarn. Er ist ziviler Mitarbeiter bei den US-Streitkräften, die schon seit Jahren die Möglichkeit haben, Arbeitszeit für betroffene Kolleginnen und Kollegen zu spenden“, erzählt Matthias Bendler, Betriebsratsvorsitzender. „Für uns war das nach einigen Gesprächen mit der Geschäftsleitung das richtige Instrument, um den Pflegenden Zeit zu verschaffen und finanzielle Einschränkungen zu vermeiden“, so Bendler weiter.
Wie?
Anschließend hat das Leibniz-Institut das Spenden von Urlaubstagen geplant und umgesetzt. „Leider war es nicht möglich, Spenden über Gleitzeitstunden zu sammeln. Wir haben allerdings ein sehr flexibles Gleitzeitsystem, mit dem gespendete Urlaubstage quasi kompensiert werden können. Daher haben wir uns entschlossen, dass unsere Beschäftigten ihre Urlaubstage für Pflegende spenden können. Es gibt ein kleines Gremium Pflegebedarf, was in enger Abstimmung mit der pflegenden Person festlegt, was notwendig ist“, erläutert Bendler. Damit haben wir die Möglichkeit geschaffen, dass sich Pflegende bis zu drei Monate um die Pflege und Organisation kümmern können, ohne dabei zusätzlich noch finanzielle Sorgen zu haben. Der Lohn wird normal weiterbezahlt“. Das Angebot wurde 2023 als Betriebsvereinbarung abgeschlossen. „Kommunikativ haben wir die Einführung über regelmäßige Updates bei den Betriebsversammlungen begleitet, um die ganze Mannschaft einzubinden“, sagt er.
Erfahrung?
Bisher haben die Mitarbeitenden 23 Urlaubstage initial gespendet, was schon ungefähr einem Monat entspricht. Dies ist quasi eine erste Reserve, wenn ein konkreter Bedarf eintritt. Bisher war das noch nicht der Fall. Sollte ein akuter Pflegefall im Umfeld eines/einer Beschäftigten eintreten, würde das Gremium Pflegebedarf Gespräche starten, um herauszufinden, welche Unterstützung und welche Auszeit konkret benötigt wird.
Die Rückmeldungen der Beschäftigten zum Angebot waren sehr positiv: „Der gemeinschaftliche Gedanke, einem Kollegen oder einer Kollegin in Not zu helfen, kommt gut an“, sagt der Betriebsratsvorsitzende.
Tipp
Matthias Bendler empfiehlt anderen Unternehmen in jedem Fall zu prüfen, ob auch Gleitzeitstunden gespendet werden könnten. Die Hürde ist aus seiner Sicht niedriger, dass Beschäftigte diese zur Verfügung stellen. Und er konstatiert: „Egal ob Urlaubstage oder Gleitzeitstunden: Viele kleine Spenden bringen immer eine große Summe und können damit Beschäftigten wertvolle Zeit mit ihren pflegebedürftigen Angehörigen schenken.“