ZERHUSEN Kartonagen GmbH: Beratung durch Pflegelotsin stark nachgefragt

ZERHUSEN Kartonagen GmbH: Beratung durch Pflegelotsin stark nachgefragt

Beschäftigte: 700
Standorte: Damme (Nierdersachsen)
Branche: Produzierendes Gewerbe

Was?

Etablierung einer Pflegelotsin im Betrieb als Ansprechperson für pflegende Beschäftigte

Warum?

Auf der Suche nach Unterstützungsmöglichkeiten für die Beschäftigten des Wellpappeherstellers ZERHUSEN schlug die Geschäftsleitung der Fachkraft für Betriebliches Gesundheitsmanagement Julia Lampe eine betriebliche Pflegelotsenausbildung vor. Ziel war es, pflegende Beschäftigte mit Wissen und Informationen zu unterstützen und ihnen mit einer Ansprechperson die Angst zu nehmen, Probleme anzusprechen und unter anderem auch gemeinsam Vereinbarkeitslösungen zu suchen.

Wie?

Julia Lampe nahm an einer Qualifizierung zur Pflegelotsin bei Kompass als privatem Anbieter für Schulung & Beratung im Gesundheitswesen in Osnabrück teil, die über den Verbund familienfreundlicher Unternehmen e. V. Oldenburger Münsterland organisiert wurde. Unter dem Motto „Weil Pflege immer eine persönliche Geschichte ist“ lernte sie, welche gesetzlichen Leistungen für pflegende Angehörige vorhanden sind und wie sie mit diesem „Baukasten“ an Leistungen betroffene Kolleginnen und Kollegen professionell beraten und unterstützen kann. „Im Rahmen der Ausbildung durfte ich auch eine Pflegeberatung begleiten, um ein Gefühl für die Gesprächsführung bei diesem sensiblen Thema zu bekommen“, erzählt Julia Lampe. „Ich bin nun in der Lage, pflegende Beschäftigte in unserem Unternehmen mit Informationsmaterial und Vordrucken zu versorgen, bei Höherstufungsanträgen für Pflegegrade zu unterstützen oder Beratungsstellen zu nennen“, so Lampe weiter. 

Zu einer Auftaktveranstaltung im Betrieb wurde über verschiedene interne Kanäle, wie E-Mail, Intranet oder Mitarbeiter-App eingeladen. Dort hat sie sich als Pflegelotsin vorgestellt und über die Möglichkeiten der Pflege und unterstützende Angebote im Unternehmen gesprochen. Das Interesse der Beschäftigten war so groß, dass sogar Bierbänke zusätzlich aufgebaut werden mussten. 

Erfahrung?

„Die Auftaktveranstaltung hat das Eis gebrochen und die Resonanz bisher zeigt, dass die Pflegelotsenausbildung einen echten Mehrwert für unser Unternehmen geschaffen hat“, stellt Julia Lampe fest. „Besonders freut mich, dass unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen das Angebot der Beratung angenommen haben und den Mut haben, sich mit ihren Sorgen und Belastungen anzuvertrauen. So können wir gemeinsam Lösungen finden und die Kolleginnen und Kollegen entlasten. Pflege ist ein sehr sensibles Thema, das mit Tabus, Hemmschwellen und Kosten verbunden ist. Es ist nicht leicht sich einzugestehen: Ich brauche Hilfe.“

Weitere Informationsveranstaltungen sind in der Planung zu Themen wie „Schwerbehindertenausweis für Angehörige beantragen“ oder „Pflegeheim – was nun“. Im Schnitt kommen zwei Fälle pro Woche zu Julia Lampe. Manche Fragen lassen sich schnell beantworten, andere bedürfen längerer Beratung und Gespräche mit Schnittstellen wie der Personalabteilung oder der Geschäftsführung. Diese sind für Julia Lampe auch manchmal eine Herausforderung: „Da sind Themen dabei, die mich schon persönlich beschäftigen. Ich kenne die Menschen ja. Es ist schön, wenn ich helfen kann. Traurig ist es dann, wenn die Fälle stagnieren oder man ans Ende der Möglichkeiten gelangt.“

Tipp

Julia Lampe rät: „Die Beschäftigten sind das höchste Gut und deshalb sollten Unternehmen versuchen, das Bestmögliche für die Beschäftigten anzubieten. Bevor eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter wegen zu hoher Pflegebelastung gehen muss, sollte immer nach einer Lösung gesucht werden. Ein weiterer Faktor beim Thema Pflege ist die Zeit für Gespräche. Da muss man auch mal das Telefon klingeln lassen, wenn sich ein Kollege oder eine Kollegin gerade anvertraut.“

Für Julia Lampe haben zudem die Nachtreffen der Pflegelotsinnen und -lotsen einen großen Mehrwert. Einmal im Quartal treffen sich diese, laden Gastredner ein und erhalten von Kompass aktuelle Informationen. „Der rege Austausch untereinander und die Vorgehensweisen der anderen geben uns immer wieder neue Ideen, die wir mit in unsere Unternehmen nehmen können“, so Lampe.