Führungskräfte wissen oft nicht genau, wo jemand steht. Nicht nur, was die Arbeitsprozesse angeht, sondern auch, wie es dem Kollegen oder der Kollegin gerade geht. „Der Mitarbeiter greift nicht zum Hörer und holt sich Hilfe, wenn er nicht weiterkommt, weil er womöglich denkt, die Führungskraft habe keine Zeit“, so Brinkmann weiter.
Bei TKT sind von 57 Beschäftigten neun überwiegend im Homeoffice. Die Kunststoffspritzerei produziert in Bad Laer im südlichen Landkreis Osnabrück. Die kaufmännischen Beschäftigten haben Vertrauensarbeitszeit und dokumentieren ihre Arbeitszeiten individuell. Gleichzeitig verfügen sie über Arbeitszeitkonten, nutzen verschiedene Teilzeitmodelle und sind über VPN-Technologie auch von zu Hause aus ans Unternehmen angebunden.
Standardisierte Prozesse lassen sich leicht in den virtuellen Raum verlegen
Waren es vor der Pandemie nur zwei Beschäftigte, die teilweise von zu Hause aus arbeiteten, so sind es jetzt alle Kräfte aus dem kaufmännischen Bereich. Das verändert die Kommunikation grundlegend. „Empathie kriegen wir nicht auf Anhieb hin, das ist ein Lernprozess“, so Brinkmann weiter, der selber vier Kinder hat und anderthalb Tage pro Woche im Homeoffice arbeitet, um seine Kinder beim Homeschooling zu unterstützen. „Wir lernen zu fragen, was jemandem schwer- und was ihm leichtfällt.“ Die Gespräche an der Kaffeemaschine oder auf dem Gang fehlen. „Standardisierte Prozesse wie Teammeetings lassen sich leicht in den virtuellen Raum verlegen.“ Bei nicht alltäglichen Situationen sei das viel schwerer. „Zulieferer können nicht kommen, um eine Maschine zu warten.“ Insgesamt habe die Kommunikation im Unternehmen zugenommen, berichtet Brinkmann. Viele Teams träfen sich jetzt täglich virtuell. Und was Personalführung angeht, sagt er: „Wir waren schon immer familienfreundlich. Alle wissen, dass hier viel möglich ist.“
Beschäftigte mit kleinen Kindern konnten zuerst ins Homeoffice
Das bestätigt Cornelia Vaupel, kaufmännische Leiterin bei TKT und verantwortlich für den Personalbereich. „Wenn eine Teilzeitkraft einmal vormittags nicht kann, dann war es noch nie ein Problem, stattdessen von 16 bis 20 Uhr zu arbeiten.“ TKT hatte schon Anfang 2020 beschlossen, sich an das schnelle Internet anschließen zu lassen, und eine Glasfaserstandleitung bestellt und selbst bezahlt. „Als die Arbeit von zu Hause dann ruckelfrei möglich war, haben wir zunächst die Kolleginnen und Kollegen mit kleineren Kindern ins Homeoffice geschickt, damit sie sich während des Lockdowns ihre Zeit besser einteilen konnten“, so Vaupel weiter. „Dabei sind hochflexible Arbeitszeiten möglich.“ Das Unternehmen hat alle mit entsprechendem Equipment ausgestattet, wozu auch Bürostühle gehörten. „Vier von den neun Kräften, die im Homeoffice arbeiten, sind Vertriebler“, berichtet Vaupel. Ihre Präsenz im Unternehmen sei teilweise zwingend erforderlich. „Jeder von ihnen ist an einem festen Tag pro Woche und an einem rollierenden Tag hier vor Ort.“ Auf die Frage, wie es denn den Eltern im Unternehmen insgesamt gehe, meint sie: „Wir hören trotz der Belastungen kaum Klagen. Unsere Eltern schätzen, dass wir uns um ihre Gesundheit sorgen, sie nicht in Kurzarbeit müssen und wir ihnen eine hohe Flexibilität bieten.“