Lange Zeit hat in Deutschland das Rollenmodell des männlichen Alleinverdieners dominiert. Inzwischen hat sich das „Zuverdiener-Modell“ etabliert, bei dem häufig Männer einer Vollzeiterwerbstätigkeit nachgehen und Frauen in Teilzeit arbeiten.
Laut WSI-Bericht haben sich seit den 1990er Jahren die Erwerbskonstellationen insbesondere in den Paarhaushalten verschoben, so dass seit Beginn der 2000er Jahre das „Zuverdiener-Modell“ überwiegt. Detaillierte Informationen dazu stellt auch das Institut für Arbeit und Qualifikation an der Universität Duisburg-Essen bereit.
Vergleicht man die Teilzeitquote von Frauen und Männern unter den abhängig Beschäftigten, ist in dem Zeitraum von 1991 bis 2019 bei beiden Geschlechtern ein Anstieg zu beobachten. Jedoch hat sich der Abstand zwischen der Teilzeitquote von Frauen und Männern in diesem Zeitraum auch deutlich vergrößert. Im Jahr 2019 war fast jede zweite Frau in Deutschland teilzeitbeschäftigt. Die Teilzeitquote bei den Männern ist von 1991 bis 2019 von 2 Prozent auf 11 Prozent angestiegen.
Blickt man bei der Erwerbstätigenquote insbesondere auf Mütter und Väter, ist die Berufstätigkeit von Müttern mit Kindern unter 15 Jahren in den letzten Jahren gestiegen, wenngleich Mütter in Deutschland immer noch seltener berufstätig sind als Väter. Bei Vätern mit Kindern unter 15 Jahren zeigt sich nur eine minimale Veränderung der Erwerbstätigenquote. Eine egalitäre Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern ist somit noch lange nicht erreicht, resümiert die Bundeszentrale für politische Bildung.
International steht Deutschland trotz der zunehmenden Erwerbstätigkeit von Frauen in der Erwerbstätigenquote von Frauen im Mittelfeld. Der Teilzeitanteil an allen Erwerbstätigen, insbesondere von Müttern, liegt jedoch über dem OECD Durchschnitt.
Gründe, beiden Geschlechtern eine berufliche Entwicklung zu ermöglichen, gibt es genug – auch betriebswirtschaftliche: Laut einer McKinsey-Studie haben Unternehmen mit einem hohen Frauenanteil im Topmanagement, eine 21 Prozent größere Wahrscheinlichkeit, wirtschaftlich überdurchschnittlich erfolgreich zu sein.