These: Homeoffice erfordert von Arbeitgebern vor allem Vertrauen und von Beschäftigten ein hohes Maß an Selbstorganisation, um sehr gute Arbeitsergebnisse zu erzielen. Beides ist nicht selbstverständlich, beides kann erlernt werden. Arbeitgeber und Beschäftigte müssen sich dafür teilweise neu erfinden. Die Erfahrungen in der Pandemie sind überwiegend positiv. Die Dominanz der Präsenzkultur in Deutschland ist damit beendet. Beschäftigte erhalten das höchstmögliche Maß an Flexibilität, um ihr berufliches Engagement mit Familienaufgaben oder privaten Interessen gut zu vereinbaren. Nicht zuletzt wird dies ein Schlüssel für die Fachkräftesicherung sein. Richtig oder falsch?
Dr. Katrin Häsler und Bernd Dälken
Homeoffice fördert die technische Entwicklung und das gegenseitige Vertrauen
„Das Modell Homeoffice funktioniert bei Dälken sehr gut. Das in unsere Mitarbeiter*innen gesetzte Vertrauen fördert ein Geben und Nehmen auf beiden Seiten und stärkt das eigenverantwortliche Handeln, unabhängig davon, ob es sich um die eigenständige Zeiterfassung, die Ausgestaltung der flexiblen Arbeitszeiten, die Vereinbarung aus beruflichem und privatem Engagement oder das Arbeiten im Homeoffice handelt. Wichtig ist, die Kolleg*innen im Homeoffice weiterhin in die Bürogemeinschaft einzubinden. Durch Videobesprechungen, Textnachrichten und Support bei technischen Schwierigkeiten fühlen sich Mitarbeiter*innen mitgenommen und abgeholt und bleiben weiterhin mit ihrem Arbeitgeber verbunden.
Eine Mitarbeiterin berichtet aus dem Homeoffice, dass die Eingewöhnungszeit fernab der Kolleg*innen sehr gewöhnungsbedürftig war. Die tägliche ‚Guten Morgen‘-Nachricht des Projektleiters und die Möglichkeit, via Videokonferenz die Bildschirme zu teilen und gemeinsam Lösungen zu finden, helfen dabei, weiterhin im Team eingebunden zu sein und gleichzeitig die Arbeit konzentriert zu erledigen.
Langfristig nur aus dem Homeoffice heraus zu arbeiten, kommt nur für einen kleinen Teil der Belegschaft infrage, einen großen Stellenwert nehmen dagegen der Austausch und die Gemeinschaft im Büro vor Ort ein. Schön ist es, wenn die Mitarbeiter*innen am Ende wählen, wie sie am besten arbeiten können. Dieser Umstand fördert wiederum die Attraktivität des Arbeitgebers und hilft auch bei der Rekrutierung von neuen Kolleg*innen.“
Dr. Stefanie Wolter
Homeoffice wird erhalten bleiben
„Die Pandemie hat die Verbreitung von Homeoffice extrem beschleunigt. Viele Arbeitgeber*innen und Beschäftigte, die dieser Arbeitsform zuvor skeptisch gegenüberstanden, haben im letzten Jahr erstmals Homeoffice umgesetzt. Anfängliche technische und organisatorische Hürden sowie Vorurteile auf beiden Seiten konnten nach und nach abgebaut werden. Unternehmen und Beschäftigte haben in die Ausstattung mit geeigneter Hard- und Software investiert, zu Hause Arbeitsbereiche eingerichtet und neue Arbeitsroutinen entwickelt. Viele Beschäftigte schätzen den Wegfall von Arbeitswegen und die gestiegene Flexibilität. Auch Unternehmen können mit Videokonferenzen zum Teil schneller und flexibler agieren.
Neben diesen Vorteilen tritt nach einem Jahr jedoch zunehmend zutage, dass virtuelle Treffen die soziale Interaktion am Arbeitsort nicht ersetzen können; der informelle Austausch, die Integration neuer Kolleg*innen und der Zusammenhalt als Team wird erschwert oder gar ganz verhindert. Dies kann langfristig Produktivität kosten und die Identifikation mit der Arbeit schwächen.
Nach dem Abklingen der Pandemie werden viele Arbeitgeber*innen und Beschäftigte die vorhandene Infrastruktur weiterhin nutzen und Homeoffice wird neben der klassischen Präsenzarbeitszeit bestehen bleiben. Das Gleichgewicht zwischen den beiden Arbeitsformen wird individuell variieren und einige Unternehmen und Beschäftigte werden sich (zeitweise) vom Homeoffice wieder abkehren.“