„Das Unternehmen an die Menschen anpassen“
Die Möbel Fischer GmbH ist ein Handelsunternehmen mit 70 Beschäftigten, das Möbel und Küchen verkauft, liefert und montiert. Der Hauptsitz liegt in Herzogenaurach in Bayern. Während in der Montage zu 95 Prozent Männer arbeiten, sind es in der Verwaltung zu 95 Prozent Frauen, oft in Teilzeit. Angesichts von Personalmangel und Streiks in Kitas stellt sich der Betrieb sehr flexibel auf: „Wir müssen das Unternehmen an die Menschen anpassen, nicht umgekehrt“, sagt Franziska Fischer, Geschäftsführerin des Familienbetriebs in der vierten Generation. Wo immer es möglich ist, bietet sie mit ihren Führungskräften – und auch für diese – eine möglichst hohe zeitliche und räumliche Flexibilität an. Dies spiegelt sich in 28 hochgradig individualisierten Arbeitszeitmodellen wider und bindet offensichtlich die Belegschaft, denn die Fluktuation ist sehr gering.
Ein Vater arbeitet an sechs Tagen und verbringt drei Nachmittage mit seinem Sohn
„Ein Vater, der als Führungskraft in Vollzeit im Möbelhaus arbeitet und bei Öffnungszeiten von 10 bis 19 Uhr normalerweise erst Feierabend hat, wenn sein Sohn schon schläft, bat mich darum, seine Arbeitszeit auf sechs Tage ausdehnen zu können“, berichtet Fischer. „Damit gibt er seinen freien Tag unter der Woche auf und möchte dreimal pro Woche um 16 Uhr gehen, um Zeit mit seinem kleinen Sohn zu verbringen, und das ermöglichen wir ihm auch.“ Wichtig für Fischer ist die Haltung, nämlich immer zu versuchen, einem Wunsch zu entsprechen. „Je flexibler wir als Arbeitgeber sind, desto mehr kriegen wir zurück“, so ihre Beobachtung. Speziell Mütter zurückzugewinnen, sei nicht immer einfach und oft auch eine Frage der Kultur, die über den Betrieb hinausgeht. „Kinder acht Stunden betreuen zu lassen, ist hier kein Standard“, sagt Fischer.
„Niemand führt 40 Stunden lang“
Die Vorteile einer höheren Zeitsouveränität für Beschäftigte liegen für Franziska Fischer auf der Hand: Familien sind ihrer Erfahrung nach sehr gefordert, ständig abzusprechen, wer welches Kind wann abholt und wer welche Familientermine übernimmt. Auf Familien laste daher ein ungeheurer Druck, bei dem eine hohe Flexibilität abhelfe. Auf Zeitsouveränität zahlen laut Fischer aber mehrere Faktoren ein: „Wir arbeiten dank einer konsequenten Digitalisierung nahezu papierlos, sodass niemand darüber nachdenken muss, welche Unterlagen er mitnimmt, wenn das Kind spontan aus der Kita abgeholt werden muss“, berichtet sie. Auch ist es ihrer Ansicht nach irrelevant, wie viel – in Zeit gerechnet – jemand arbeitet, um Karriere zu machen. „Für mich zählen Qualität und Wissen, niemand führt 40 Stunden lang.“ Das heißt, wer in Teilzeit arbeitet, hat dieselben Chancen wie Vollzeitkollegen und -kolleginnen. Auch das nimmt Druck und schafft Souveränität.