In Ihrer Abteilung fällt jemand aus, Sie rufen beim Flex Pool Ihres Unternehmens an und schon haben Sie eine kompetente Fachkraft, die zur Verfügung steht: Was für viele nach einer Wunschvorstellung klingt, ist im Ortenau Klinikum in Offenburg Realität. „Auf der Suche nach Lösungen gegen den akuten Fachkräftemangel haben wir uns bereits 2014 entschieden, Beschäftigten nach der Elternzeit flexible Arbeitszeiten anzubieten“, erinnert sich Marcus Jahn, stellvertretender Leiter des Flex Pools im Ortenau Klinikum. Der Klinikverbund umfasst vier Kliniken mit sechs Betriebsstellen und ein Pflege- und Betreuungsheim in der Region. Von den rund 6.000 Beschäftigten arbeiten mehr als 2.500 im Pflege- und Funktionsdienst.
Der Flex Pool bietet ausdrücklich eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Er startete 2014 mit 8 bis 9 Mitarbeitenden in Elternzeit und umfasst heute 130 Beschäftigte. Das entspricht rund 75 Vollzeitstellen. Entgegen der Befürchtung, es könnten sich zu viele interne Mitarbeitende bewerben, was das Fachkräfteproblem nur verschoben hätte, kamen und kommen die meisten Bewerbungen von extern. So konnte die Klinik Fachpfleger für Intensiv- und Anästhesiepflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger, Altenpfleger, medizinische Fachangestellte, Kranken- und Altenpflegehelfer einstellen und den Pool auf seine heutige Größe bringen.
Für jeden das passende Angebot
Der Flex Pool kennt fünf verschiedene Arbeitszeitmodelle, von denen die ersten beiden besonders familienfreundlich sind. Dies sind die Wahlarbeitszeit, bei der Pflegekräfte ihre Arbeitszeiten und Schichtkombinationen individuell gestalten können, und das sogenannte 80-100-Modell. Bei dieser Variante werden Beschäftigte zu 100 Prozent bezahlt, arbeiten 80 Prozent und haben fünf Wünsche pro Monat frei. Es ist der jeweiligen Station vorbehalten, diese Wünsche auch tatsächlich umzusetzen, was in den meisten Fällen geschieht. Weiter gibt es die Möglichkeit, zwei Monate voll zu arbeiten und einen Monat frei zu haben, bei einer Vergütung von 66 Prozent. Bei den Modellen vier und fünf wird eine etwas höhere Flexibilität erwartet, was den Einsatzort zwischen den fünf Betriebsstellen angeht. Je flexibler die Mitarbeitenden in Bezug auf das Angebot der Arbeitszeiten und der Betriebsstellen sind, desto höher ist auch die Vergütung.
„Diese Flexibilität fördert die Zufriedenheit und trägt zur Bindung unserer Fachkräfte bei“, sagt Jahn. Dafür erstellt die Leitung des Flex Pool die Dienstpläne immer mit einem Vorlauf von zwei Monaten, sodass Beschäftigte frühzeitig und verlässlich ihre familiären Termine einplanen können. „Wir ermöglichen Mitarbeitenden in den Fachabteilungen außerdem einen flexiblen Diensttausch, der nach Rücksprache unkompliziert und eigenständig erfolgen kann.“ Die Führungskultur sei offen und partizipativ, was eine effiziente und lösungsorientierte Arbeit ermögliche, berichtet Jahn weiter. Bei einer täglichen kurzen Besprechung könnten Beschäftigte Beobachtungen, Veränderungsvorschläge und Wünsche an einem Teamboard anbringen, um gemeinsam Lösungen zu finden, was den Alltagsstress auch in Vereinbarkeitsfragen deutlich reduziert habe.