Klartext Funktionieren auch virtuelle Formate?

These: Eltern stehen seit einem Jahr unter Dauerstress: Kita- und Schulschließungen, Öffnungen, erneute Schließung, Wechselunterricht. Arbeitgeber müssen damit umgehen, dass ihre Beschäftigten oft zu „normalen“ Arbeitszeiten nicht zur Verfügung stehen. Ein Instrument, um Abhilfe zu schaffen, ist die onlinebasierte Kinderbetreuung. Eltern können stundenweise konzentriert arbeiten, sind dankbar und loyal. Dieses Modell sollten sich viele – auch kleinere – Unternehmen abgucken und es als gängiges Vereinbarkeitsinstrument in den Kanon ihrer Maßnahmen aufnehmen.

Anja Schmelzer

„Officeschooling“ – neue Wege beschreiten

Kinder wie Erwachsene lernten durch die Pandemie den Umgang mit onlinebasierten Medien. Insofern lassen sich Beruf und Familie definitiv durch die Schaffung entsprechender Strukturen besser vereinbaren. Den Mitarbeitern*innen wird es ermöglicht, beides unter einen Hut zu bekommen. Was ist jedoch, wenn auch in bürobasierten Berufen die physische Anwesenheit von einigen Beschäftigten unverzichtbar ist?

In unserer Kanzlei standen wir vor diesem Problem, denn sowohl die Sekretariate an beiden Standorten als auch Fachpersonal für vereinzelte Termine mussten während der Pandemie in der Kanzlei anwesend sein. Wir entwickelten ein neues „Modell“ und konnten damit direkt zwei Bereiche abdecken: „Officeschooling“. Somit konnten unsere Mitarbeiter*innen ihre Kinder in die Kanzlei mitbringen, wo die Kinder von studentischen Aushilfen betreut wurden. Zusätzlich waren die Studierenden, die durch Kurzarbeit vieler Betriebe Zeit hatten, für jede Beschäftigung dankbar. Eine klassische Win-win-Situation für alle Beteiligten.

Die teilweise strengen Coronaauflagen konnten wir durch Zuordnung fester Betreuungspersonen, das Einhalten der A-H-A-Regeln sowie Selbsttests trotz aller Widrigkeiten erfüllen. Viele Mitarbeiter*innen waren im Homeoffice, sodass freie Büros zur Wahrung der Abstände genutzt werden konnten. Onlinebasierte Kinderbetreuung ist eine gute Option für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – aber der persönliche Kontakt ist eben auch unverzichtbar!

Ein Junge und eine Frau sitzen an einem Tisch, der Junge schreibt in sein Schulheft.
Anja Schmelzer, Tobis Schmidt Steuerberatungsgesellschaft mbH © Tobis Schmidt Steuerberatungsgesellschaft mbH

Stefan Reuyß

Onlinebasierte Kinderbetreuung: Heilsbringer für gestresste Eltern?

Viele Familien müssen Kinderbetreuung, Homeschooling und Homeoffice miteinander vereinen. Dies ist eine große Herausforderung sowohl für berufstätige Eltern als auch für die Kinder, die durch den Ausfall von Schule, Hort oder Kindergarten ihre Bezugspersonen verlieren. Homeoffice ist da nicht immer die beste Lösung, denn während die Eltern Ruhe brauchen, um konzentriert arbeiten zu können, brauchen ihre Kinder Beschäftigung.

Auf dieses Dilemma haben Betreuungsanbieter mit Programmen für eine Onlinekinderbetreuung reagiert. Betrachtet man diese Angebote als einen kleinen Baustein für besondere Situationen, in denen sich keine andere Betreuung finden lässt, sind diese Angebote durchaus geeignet. Eine Woche lang für die Kleinen einfach das Laptop anstellen und parallel dazu am eigenen Rechner in Ruhe im Homeoffice arbeiten, das funktioniert jedoch nicht.

Die Macher*innen selbst raten dazu, für die Kinder nicht mehr als ein bis zwei Stunden am Stück zu planen, danach sei freies Spiel und Bewegung nötig. Wesentlich sei es auch – so die Expert*innenmeinung –, dass die Programme ein pädagogisches Ziel verfolgen. Mein Fazit daher: Aus pädagogischer Sicht sind nach wie vor Freizeitangebote in Präsenz unabdingbar für die sozial-emotionale Entwicklung von Kindern. Aber – vorausgesetzt, die Kinder haben Zugang zu entsprechenden Geräten – die onlinebasierte Kinderbetreuung kann in Notfällen, bei dringenden Terminen etwa, eine gute Hilfe für Eltern und Kinder sein.
 

Portrait Stefan Reuyß
© SowiTra

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