- Frau Lehr, wo liegen die Schnittstellen zwischen hybridem Arbeiten und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Durch digitale Tools und die Reorganisation von Arbeitsabläufen kann Arbeit flexibler gestaltet werden. Dies kann vor allem für Eltern eine große Chance sein. Schließlich benötigen gerade sie flexible und bedarfsgerechte Angebote, um das Berufs- und Privatleben zu vereinbaren und der Verantwortung aus beiden Lebensbereichen gerecht zu werden. Hybride Arbeitsmodelle können Eltern hierbei einerseits (durch den Wegfall des täglichen Pendlerwegs) zeitlich entlasten und andererseits ihre Erreichbarkeit für Familie und Arbeitgeber erhöhen. Letzteres kann auch hinsichtlich der eigenen Karriereplanung von Vorteil sein. Insbesondere dann, wenn Arbeitgeber flexible und familienfreundliche Weiterbildungsangebote offerieren und/oder Jobsharing-Modelle und Führen in Teilzeit fördern. - Welche Vereinbarkeitsangebote können KMUs Mitarbeitenden machen, die vor Ort arbeiten müssen?
Positiv ist, dass kleinere Betriebe den Unterstützungsbedarf häufig im direkten Gespräch erfragen und nach individuellen Lösungen suchen. Unterstützungsangebote vor Ort sind dabei vielfältig. Ein Zuschuss zur Kinderbetreuung ist für Unternehmen beispielsweise eine relativ kostengünstige Maßnahme, um berufstätige Eltern zu entlasten. Auch die Bereitstellung von Belegplätzen in ortsansässigen Krippen, Kindergärten oder Horten ermöglicht gerade kleinen und mittleren Unternehmen einen hohen Grad an Flexibilität. Eine Kindernotfallbetreuung kann darüber hinaus auch durch Tagesmütter oder -väter, (unbezahlten) Urlaub oder die Bereitstellung eines Eltern-Kind Zimmers am Unternehmensstandort unterstützt werden. - Welche Chancen ergeben sich für KMUs aus dem Trend, Beschäftigten mehr Zeitsouveränität u. a. für eine gute Vereinbarkeit zu ermöglichen?
Flexible und familienfreundliche Arbeitszeiten sind für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein wichtiger Ansatzpunkt. Hier gibt es eine ganze Reihe an Instrumenten, die KMUs verstärkt nutzen können, um ihren Mitarbeitenden mehr Flexibilität zu ermöglichen. Beliebte Arbeitszeitmodelle sind beispielsweise Gleitzeit, Arbeitszeitkonten und als Steigerung davon die Vertrauensarbeitszeit, durch die Beschäftigte und Arbeitgeber gleichzeitig profitieren können (z. B. indem Leerlaufzeiten vermieden und Auftragsspitzen abgefedert werden). Darüber hinaus profitieren berufstätige Eltern davon, wenn sie bei der Planung ihrer Arbeitszeiten einbezogen und wichtige Abstimmungstermine nicht in den späten Nachmittag gelegt werden.