„Nach der Elternzeit berufliche Perspektiven bieten“
Fünf Fragen an Cord Wöhlke
Welche familienfreundlichen Maßnahmen haben Sie in Ihrem Unternehmen zuletzt eingeführt – und warum?
Cord Wöhlke: Anfang 2006 haben wir Seminarangebote für Beschäftigte in Elternzeit eingeführt. Wir möchten, dass unsere oft langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach der Elternzeit ihren beruflichen Werdegang in unserem Unternehmen fortsetzen. Das Know-how erfahrener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist uns sehr wichtig, denn wir möchten unsere Kunden fachkompetent beraten. Eltern erwerben außerdem zusätzlich ein hohes Maß an Sozialkompetenz. Sie sind Organisationstalente, belastbar und einfühlsam. Empathie ist der Schlüssel zu unserem Erfolg. Daher können Eltern bei uns in Teilzeit arbeiten, und wir berücksichtigen in der Personaleinsatzplanung die Bedürfnisse von Familien – beispielsweise arbeiten in den Spätschichten soweit wie möglich Beschäftigte ohne Kinder.
Warum praktizieren Sie in Ihrem Unternehmen eine familienbewusste Personalpolitik?
Wöhlke: Unternehmensleitung und Beschäftigte betrachten sich als Familie und Leistungsgemeinschaft. Fürsorge, Zusammenhalt, Rücksichtnahme, Unterstützung von Alleinerziehenden – all das sind für uns wichtige Werte. Bereits der Firmengründer handelte in diesem Sinne, und heute bewahren wir diese Tradition in dritter und vierter Generation der Familie.
Welche Rolle kommt den Unternehmen in Deutschland zu, wenn es darum geht, unser Land familienfreundlicher zu machen?
Wöhlke: Dieser Punkt ist von großer Bedeutung. Familienfreundliche Unternehmen sind auch in unserer modernen Gesellschaft nicht selbstverständlich. Unternehmen sollten Perspektiven für die berufliche Zukunft nach der Elternzeit bieten. Wenn Paare ohne Existenzsorgen in die Familienplanung gehen können, treffen sie die Entscheidung für Kinder leichter. Daher müssen Arbeitsplätze geschaffen werden, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Dies ist eine wichtige Aufgabe für alle Unternehmen.
Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf, damit sich Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren lassen?
Wöhlke: Die Kinderbetreuung muss sich den immer flexibleren Arbeitszeiten anpassen. Es gibt eine große Diskrepanz zwischen den Arbeitszeiten in Handel und Dienstleistung auf der einen und Kindergartenöffnungszeiten auf der anderen Seite. Es ist heute für viele selbstverständlich, bis 20 Uhr einzukaufen. Der Kindergarten oder Hort schließt aber spätestens um 18 Uhr – immer vorausgesetzt, es steht überhaupt ein Ganztagesplatz zur Verfügung. Auch die Einrichtung von mehr Ganztagsschulen halte ich für dringend erforderlich.
Welches Erlebnis hat Sie im Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf am stärksten beeindruckt?
Wöhlke: Uns berührt es sehr, dass viele junge Eltern ihre Kinder bei Budni vorstellen – entweder per Geburtsanzeige, Foto oder bei einem persönlichen Besuch. Außerdem sind wir sehr stolz darauf, dass in unserem Unternehmen ganze Familien arbeiten, von der Großmutter an der Kasse über den Sohn im Lager bis hin zur Enkeltochter in der Zentrale.
Kurzvita
- Jahrgang 1949
- verheiratet, Vater von drei erwachsenen Kindern
- seit 1979 Geschäftsführer der Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG
- 1970 Eintritt in die Firma Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG
- Mitglied des Aufsichtsrats der Gedelfi GmbH & Co. KG, Hamburg
- Mitglied im Integrationsbeirat des Senats der Freien Hansestadt Hamburg
- Mitglied des Plenums der Handelskammer Hamburg
- Mitglied des Aufsichtsrats der Hamburger Sparkasse
- überparteiliches Engagement für die Bereiche Schule, Bildung und Ausbildung
Über die Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG
- Stammsitz: Hamburg
- Branche: Einzelhandel / Filialist
- Produkte/Dienstleistungen: Drogerieartikel
- Beschäftigte: 1.139 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Vollzeit, davon 74,3 Prozent Frauen
- Familienfreundliche Maßnahmen: u.a. flexible Arbeitszeitregelungen, flexible Gestaltung und Verteilung von Arbeitsaufträgen, Telearbeit, Weiterbildungsangebote während der Elternzeit
Weitere Informationen: www.budni.de